Aufgrund des fehlenden Kreuzbands ist das Knie nicht mehr stabil geführt. Man spricht von einer „vorderen Instabilität“. Bei länger bestehender vorderer Instabilität kommt es vermehrt zu einem verfrühten Kniegelenkverschleiß.
Nicht alle Kreuzrupturen müssen operativ versorgt werden: Insbesondere bei eher niedriggradigen Instabilitäten oder Patienten ohne Instabilitätsgefühl bietet sich eine konservative Therapie mit Krankengymnastik und Muskelkräftigung an. Höheres Patientenalter oder in Fällen, in denen kein wesentlicher sportlicher Anspruch besteht können ebenfalls Punkte sein, die für einen konservativen Therapieversuch sprechen.
Bei jüngeren, sportlichen Patienten bzw. höhergradigen Instabilität wird ein der Regel eher eine operative Therapie gewählt.
Bei der operativen Versorgung nach Kreuzbandruptur legen wir Wert auf moderne Operationstechniken. In der Regel wird das zerrissene Kreuzband durch eine körpereigene Sehne ersetzt. Hier kann man verschiedene Sehnen nutzen: Von einem Teil der Peroneussehne („Peroneus-Split-Graft“), über die Quadrizeps- oder die Patellasehne bis hin zur Semitendinosus- oder Gracilissehne. Die jeweiligen Sehnen haben verschiedene Vor- und Nachteile. In der Mehrheit der Fälle wird von deutschen Orthopäden die Semitendinosussehne genutzt.
Die während der Operation entnommene Sehne wird nach bestimmten Richtlinien vorbereitet und dient dann als Transplantat als Kreuzbandersatz („Kreuzbandplastik“).
Um das Transplantat im Knochen zu verankern, wird im Ober- und Unterschenkelknochen jeweils ein Transplantatbett vorbereitet – diese nennt man „Tunnel“, die vom Durchmesser genau zu dem entnommenen Transplantat passen.
Um das Transplantat im Knochen zu verspannen, wird am Oberschenkelknochen meist ein Metallclip („Button“) außerhalb des Knochens gesetzt, welcher über ein stabiles Fadenkonstrukt das Sehnentransplant in das Transplantatbett hineinzieht.
Am Unterschenkelknochen kann ebenfalls ein „Button“ genutzt werden. Alternativ kann eine resorbierbare („selbstauflösende“) Schraube verwendet werden, welche das Transplantat im Transplantatbett verklemmt.
Im Anschluss an die Operation muss das Kniegelenk noch für einige Wochen geschont werden, damit das Kreuzband sicher einheilen kann.
Die Nachbehandlung wird meist ambulant mit physiotherapeutischer Beübung durchgeführt. Üblicherweise werden für 3 bis 6 Wochen postoperativ Unterarmgehstützen sowie eine Hartrahmenorthese empfohlen. Die Alltagsmobilität ist meist nach 3 bis 4 Wochen wieder gegeben. Kniegelenksschonende sportliche Aktivitäten (Fahrradfahren, Schwimmen) können meist in der 5. bis 7. Woche wieder begonnen werden. Moderat Kniegelenksbelastende Aktivität (Joggen) ab dem 3.-4. Monate.
Sehr kniegelenksfordernde Sportarten wie beispielsweise Fußball oder Kampfsportarten sollte frühesten sechs Monate nach OP begonnen werden. Im professionellen Umfeld empfiehlt es sich, die entsprechenden Testbatterien zu absolvieren.